Zur Geschichte des Vereins

Der Naturhistorische Verein der Rheinlande und Westfalens konnte im Jahr 1993 auf sein 150jähriges Bestehen zurückblicken. Im Jahr 1833 war auf Initiative des Gymnasiallehrers Philipp Wirtgen (1806-1870) und des Pharmazieprofessors Th. Fr. L. Nees von Esenbeck (1787-1837) in Koblenz der "Botanische Verein am Mittel- und Niederrheine" gegründet worden.

ohann Carl FuhlrottDer Apotheker und Botaniker Louis Clamor Marquart (1804-1881) stellte bald darauf den Antrag, diesen Verein zu einem naturhistorischen Verein der preußischen Rheinlande zu erweitern. Marquart arbeitete zusammen mit dem Kölner Botaniker Johann Friedrich Sehlmeyer und dem Elberfelder Gymnasiallehrer Johann Carl Fuhlrott (der später durch die Entdeckung des "Neanderthalers" berühmt wurde, Abb. links) die Statuten eines solchen Vereins aus. Pfingsten 1843 konnte in Aachen die Gründungsversammlung des "Naturhistorischen Vereins der preussischen Rheinlande" abgehalten werden.

Im Jahre 1844 erschien der erste Band der Verhandlungen des "Naturhistorischen Vereines der preussischen Rheinlande" in Bonn. Im Vorwort dazu umreißt der Herausgeber und Vize-Präsident Dr. Louis Clamor Marquart die Ziele des Vereins mit folgenden Worten:

"Den Verhältnissen nach behandeln unsere Verhandlungen Stoff aus allen drei Reichen der Natur, und selbst die Hülfswissenschaften der Naturgeschichte sind theilweise vertreten; man wird diesen Umstand unseren Verhandlungen nicht zum Vorwurfe machen können, denn eben durch diese umfassende Tendenz unseres Vereines beförderten wir das fröhliche Gedeihen desselben, und werden auch in Zukunft alle Einseitigkeit der Auffassung zu vermeiden suchen, uns aber als Forscher nicht über das Gebiet des heimathlichen Bodens des Vereines, als welches wir die preussische Rheinprovinz betrachten, ausdehnen.

Bei der Erforschung der Natur sollen politische Marken nicht in die Schale gelegt werden, doch mussten wir uns eine Grenze stecken, sind aber menschenfreundlich genug, auch unseren Nachbarn an den rheinpreussischen Grenzen brüderlich die Hand zu reichen, sehen sogar einer beabsichtigten Vereinigung der Provinz Westphalen mit unserem Vereine nicht ohne Hoffnung entgegen. Möchte es nur jemandem gefallen, die dort schlummernden Kräfte zu wecken und zu concentrieren."

Dieser Wunsch ging bald in Erfüllung, und von 1849 an gab es den "Naturhistorischen Verein der preussischen Rheinlande und Westphalens.

Zum 90jährigen Bestehen des Vereins wurde 1933 eine Festsitzung in Bonn abgehalten, auf der J. Zepp die Vereinsgeschichte in einem Referat zusammenfassend darstellte; in Band 91 der "Verhandlungen" ist dieser historische Überblick auf den Seiten 234-236 nachzulesen.

Heinrich von DechenVom Band 91 (1935) an tragen die Verhandlungen den Namen "DECHENIANA", zu Ehren des Berghauptmanns Heinrich von Dechen (1800-1889, Abb. links), der sich große Verdienste um die geologische Erforschung des Rheinlandes erworben hat und auch den Naturhistorischen Verein stark gefördert hat; er war von 1847 bis zu seinem Tode 1889 Vorsitzender des Vereins.

Dass im Jahr des 150. Vereinsjubiläums erst Band 146 der Zeitschrift herauskam, liegt daran, dass der erste Band erst ein Jahr nach der Vereinsgründung erschien und während der beiden Weltkriege einige Jahre ohne einen Jahresband verstreichen mussten.

 

 

Artikel von Prof. Dr. Wilhelm Meyer. Der Aufsatz wurde - leicht verändert - aus Anlass des 150. Vereinsjubiläums in DECHENIANA 146 (1993), S. 5 veröffentlicht.

Zusatzinformationen

Ludwig Clamor Marquart
* 29. März 1804 in Osnabrück
† 10. Mai 1881 in Bonn

Er prägte 1835 in seiner Abhandlung „Die Farben der Blüthen“ den Namen „Anthocyane“ für Blütenfarbstoffe.

1846 gründete er in Bonn ein Utensiliengeschäft mit dem Namen „Marquart's Lager chemischer Utensilien“, in das Carl Gerhardt (Schwiegervater des Malers August Macke) als Lehrling eintrat.

 

Johann Carl Fuhlrott
* 31. Dezember 1803 in Leinefelde
† 17. Oktober 1877 in Elberfeld
(heute zu Wuppertal)

Fuhlrott studierte ab 1824 zunächst Theologie, dann Naturwissenschaften an der Universität Bonn.

Schwerpunkte seines Studiums waren Paläontologie und Zoologie (bei Georg August Goldfuß), Mineralogie (bei Johann Jacob Nöggerath) und Botanik (bei Christian Gottfried Nees von Esenbeck).

Fuhlrott schloss sein Studium mit dem Staatsexamen an der Universität Münster ab. 1835 wurde er an der Universität Tübingen zum Dr. phil. promoviert.

 

Ernst Heinrich von Dechen
* 25. März 1800 in Berlin
† 15. Februar 1889 in Bonn

1834 bis 1841 war er Professor für Bergbaukunde an der Universität Berlin, von 1841 bis 1864 Oberberghauptmann des Oberbergamts in Bonn und im Dienst des 1834 gegründeten Eschweiler Bergwerksvereins EBV, für welchen er von 1847 bis 1857 den zentralen Wasserhaltungsschacht für die bis 1891 im Betrieb befindliche Grube Centrum im Eschweiler Stadtteil Pumpe-Stich bauen ließ.

Der Schacht wurde ihm zu Ehren „Heinrichsschacht“ genannt. 1880 ließ er neue Wasserleitungssysteme erbauen, unter anderem in der Stadt Aachen.